Wie wird man DJ?
Das ist nun eine der Fragen, die ich sehr gerne beantworte, denn es gibt mir die Gelegenheit, einigen Danke zu sagen, entweder für ein paar gute Anregungen, oder dafür das ich beschäftigt wurde.
Wie bei vielen in dieser Branche fing es bei mir im Alter von 18 Jahren, mit der einen oder anderen privaten Veranstaltung an. Das gestaltete sich dann so, das ich meine HiFi Endstufe aus meiner Anlage ausgebaut habe, den Plattenspieler abbaute, die Boxen ins Auto packte und los ging es. Am Veranstaltungsort traf ich dann Freund Lothar, der mit seinem Mischpult und einem weiteren Plattenspieler die Anlage komplettierte. Das waren die Anfänge, bei denen ich lernte, dass ich Menschen unterhalten kann und dass es mir Spass macht, Menschen zu bewegen.
TIP 1: Erweitere Deine persönliche Musikanlage um ein Mischpult und mindestens einen Plattenspieler/CD-Player. Plattenspieler vermute ich mal haben ausgedient. Wenn Du mit Vinyl arbeiten willst, okay, dann kauf Dir einen Plattenspieler. Achte darauf das der CD-Player, oder der Plattenspieler in der Geschwindigkeit regelbar ist. Warum das wichtig ist folgt später. Bei Geburtstagen in Deinem Freundeskreis fragst Du einfach nach, ob es okay ist, wenn Du Deine Musikanlage aufbaust. Normalerweise brauchst Du das nur einmal fragen, denn wenn Du Deinen Job gut gemacht hast, wirst Du beim nächsten mal gefragt, ob Du Deine Anlage stellen kannst. Das ganze ist sicherlich auch eine Frage von aktuellen Tonträgern, aber Vorsicht: Weniger ist manchmal mehr!
Alternativ bietet sich der Weg in die ortsansässige Tanzschule an. Hier kannst Du auch erste Erfahrungen im Umgang mit einer Musikanlage sammeln. Dazu ein paar Worte vom Kollegen Eddy, der so nett war, seinen Weg mit einigen Worten zu beschreiben.
Eddy: Ach übrigens, Musik (DJ) in der Tanzschule entwickelt sich meisten, dass man einfach mal einen Tanzkurs macht und in das Team aufgenommen wird. So war dass bei mir. Habe im Januar 88 mit der Tanzschule als brave Tanzschüler angefangen. 1990 wurde ich gefragt ob ich in den Kursen und auf Bällen, damals noch hinter der Bar, helfen möchte. Klar habe ich ja gesagt, ein paar Mark nebenbei können ja nicht schaden. Und irgendwann hat es mich geärgert, dass es kaum neue Musik gab. Also, ab in den Plattenladen und die eine oder andere CD gekauft. Und irgendwann kam der erste Tanz-Tee. Siehe da, den Gästen gefiel meine Zusammenstellung und kleine Moderation. So ging es weiter. Heute sieht es so aus, dass ich unsere Bälle fast alleine leite, bis auf ein paar offizielle Punkte.
Nach sechs Jahren als so genannter mobiler Discotheker, Alleinunterhalter oder auch reisende Discothek, wurde mir die Rufnummer von einer kleinen Discothek (Alt Berlin in Bottrop-Kirchhellen) genannt (danke Jutta), denn die suchten einen stationären DJ. Dort angerufen und fix einen Termin vereinbart, stand ich zwei Wochen später das erstemal hinter einer Discothekenanlage. Zu der Zeit waren die ersten Technoscheiben draußen *schmunzel*. „James Brown is dead“, oder auch „Das Boot“ von U96 waren die Scheiben die gefordert wurden. Ansonsten hielt ich mich an die Wünsche des Betreibers Toni, keine ausführliche Technosession zu wagen. Ich spielte eine Programmmischung aus Charts, Rock/Pop, deutscher/ internationaler Tanzlalla und Partymusik. Die Gäste tanzten entweder alleine oder versuchten sich im Paartanz, welches sich Discofox nennt. Letztendlich eine interessante Mischung, die ich von den privaten Veranstaltungen bereits kannte. Ein halbes Jahr später kam die nächste Rufnummer mit einem Club aus der Nachbarstadt. Dort fing ich dann auch an. Also hatte ich bereits Freitags und Samstags Arbeit, sehr zum Bedauern meiner Partnerin.
Ein weiteres halbes Jahr später hörte ich „mal wieder“ meinen Lieblingslokalradiosender RADIO FIV die einen Musikwunsch eines Hörers nicht erfüllen konnten. Den Musikwunsch hätte ich erfüllen können, denn die CD hatte ich im Auto liegen. Ich bin dann zum Sender gefahren, traf Ulli Gladies und wir spielten, erfüllten den Hörerwunsch, was mir natürlich viel Freude bereitete. Ulli Gladies gab mir noch eine Rufnummer von einem Betrieb der gerade DJs sucht. Ich rief dort an und wurde zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Ulrich Weber – Marketing-Chef vom Prisma Dorsten. Wou, das war damals ein Gefühl, wo ich sagte, genial. Prisma war damals die erste Adresse im Umkreis von 100 km. Ich durfte einige Wochen später den Mittwoch übernehmen, der in der ganzen Region Kultstatus hatte. Der Mittwoch mit großem Schlemmer Buffet. Einige Zeit später wurde mir angeboten für 3 Tage in den ganz neuen Laden Prisma Essen zu gehen. Für die anderen beiden Betriebe hatte ich dann natürlich keine freien Zeiten mehr.
TIP 2 verlasse einen Betrieb nie ohne einen Nachfolger. In dieser Branche sieht man sich meistens öfter als zweimal. Ich will Dir damit sagen, wenn Du meinst einen Discothekenbetreiber verarschen zu müssen, dann tu das ruhig. Das Du dann Schwierigkeiten hast was neues zu finden, sollte Dir klar sein, denn Discothekenbetreiber kennen sich und reden miteinander, falls Dir das unklar sein sollte.
4 Tage Musik die Woche sollten ausreichen um soviel Geld zu verdienen, dass die Mehrwertsteuer pünktlich ans Finanzamt abgeführt wird, die persönliche Krankenversicherung geregelt ist, genug Geld für „schlechte Zeiten“ angesammelt wird und schon mal einige Taler in eine Rentenversicherung gesteckt werden. Soein Programm nebenberuflich abzufahren geht zwar, ist allerdings eine Belastung die ich niemandem empfehle, denn irgendwas wird zu kurz kommen. Der Job, die Freizeit oder eben Freundin und Bekannte.
Deine Aufgabe als Discjockey ist es Deinen Arbeitsplatz so zu gestalten, das er langfristig erhalten bleibt. Dazu gehört auch der Putzlappen, mit dem man nach jeder Nacht seine Anlage reinigt. Der Kollege, der die Anlage übernimmt freut sich sicherlich, wenn er eine saubere Anlage bekommt. Wenn Du selber die Anlage wieder übernimmst ist es auch schöner, eine Anlage zu bekommen die keine verklebten Gläserringe mehr hat.
TIP 3 Deine Kollegen aus dem Service fangen optimalerweise mit richtig Reinemachen erst dann an, wenn der letzte Gast raus ist. Das zeigt Solidarität und vermittelt Vorgesetzten, das Du willig bist, Deinen Job ganz zu machen. Zu Deinem Job gehört nämlich deutlich mehr als nur die reine Zeit an der Musikanlage. Musikkunde, Bemusterungsware sichten und Bögen ausfüllen gehören genauso wie putzen dazu. Ich empfehle Dir, wenn Du in diesem Bereich arbeiten möchtest, mindestens eine Stunde am Tag Radio hören, achte dabei auf die Musik und auf die Sprechweise der Moderatoren.